"Wann soll ich meine Unschuld verlieren?"
Diese Frage ist sehr wichtig für Heranwachsende. Doch was sagen Wissenschaftler zum Thema „Unschuld verlieren“?
Zum falschen Zeitpunkt seine Unschuld zu verlieren, kann die psychische und körperliche Gesundheit angreifen. (PhotoXpress)
Die Unschuld zu früh zu verlieren, kann gesundheitsschädigend sein
Dass man seine Unschuld nicht zu früh verlieren sollte, ist keine abgedroschene Moralpredigt, sondern ein gut gemeinter Rat, da sexuelle Handlungen im frühen Jugendalter oft mit körperlichen und psychischen Beschwerden in Verbindung gebracht werden. Noch fast im Kindesalter seine Unschuld zu verlieren, kann das Risiko erhöhen, sich mit Geschlechtskrankheiten zu infizieren, impotent zu werden, Scham- und Schuldgefühle zu entwickeln oder an Krebs zu erkranken. Die Resultate der nationalen Studie über die sexuelle Gesundheit aus dem Jahr 1996, durchgeführt vom Zentrum für AIDS-Prävention der Universität von Kalifornien, lassen darauf schließen, dass diejenigen, die ihre Unschuld zu früh verlieren, später viel häufiger Probleme sexueller Natur haben. Bei diesen Personen ist die Wahl der Sexualpartner riskanter, die Möglichkeit, sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken, größer und Geschlechtsverkehr unter Alkohol- oder Drogeneinfluss häufiger.
Man kann seine Unschuld auch zu spät verlieren!
Das fand eine in der Januarausgabe der amerikanischen Zeitschrift für öffentliche Gesundheit veröffentlichte Studie heraus, die sich ebenfalls mit der Frage beschäftigte, ob der Zeitpunkt im Leben, in dem Menschen ihre Unschuld verlieren, Einfluss auf ihr späteres Sexualleben hat. Dabei haben die Wissenschaftler der Columbia-Universität und des psychiatrischen Institutes in New York festgestellt, dass vor allem bei Männern, die ihre Unschuld erst im Alter von 21 bis 23 Jahren verloren haben, die Wahrscheinlichkeit, später sexuelle Dysfunktionen zu entwickeln, größer ist. So soll das verspätete Verlieren der Unschuld einer der Gründe für Impotenz, für Probleme mit der sexuellen Erregung und für Orgasmusunfähigkeit sein. Den Forschern zufolge gibt es zurzeit jedoch noch nicht genügend empirische Daten, die eine Kausalitätsbeziehung zwischen den zwei Phänomenen bestätigen würden. Erst in den Zwanzigern seine Unschuld zu verlieren, hat also nicht zwingenderweise spätere sexuelle Probleme zur Folge.
Menschen, die sehr spät ihre Unschuld verlieren, leiden oft an einem psychischen Ungleichgewicht
Da die zwei Umstände, zu spät seine Unschuld zu verlieren und eine problematische Sexualität zu entwickeln, einander also nicht notwendigerweise herbeiführen, muss der Zusammenhang anders zu erklären sein. Es ist sinnvoll anzunehmen, dass beide Vorgänge die gleichen psychischen Hintergründe haben. Schafft es jemand nur sehr spät, seine Unschuld zu verlieren, sind oft Faktoren wie unrealistische Vorstellungen in Bezug auf die Sexualität, Vermeidung von Intimität in Kontakten mit dem anderen Geschlecht, mangelhafte Hygiene, Minderwertigkeitsgefühle, eine zu geringe Selbstachtung oder übertriebene Schüchternheit dafür verantwortlich. All das kann im späteren Sexualleben dann auch zu den oben beschriebenen Unregelmäßigkeiten führen.
Für Mädchen ist es schwieriger, die Unschuld zu verlieren
Natürlich müssen sowohl Jungen als auch Mädchen darüber aufgeklärt werden, was sie erwartet, wenn sie sich entschließen, ihre Unschuld zu verlieren. Dabei ist es keinesfalls empfehlenswert, sie vor zu späten sexuellen Erfahrungen zu warnen, denn das kann übereilte Entscheidungen diesbezüglich zur Folge haben. Außerdem sollte man nicht zu vehement auf Enthaltsamkeit vor der Ehe pochen und unrealistische Verbote aufstellen. Es ist auch wichtig, Jungen und Mädchen in Sachen „Unschuld verlieren“ gleichberechtigt zu behandeln und sie nicht geschlechtsspezifisch zu beraten. Dass Mädchen alles daran setzen müssen, ihre Unschuld so spät wie möglich zu verlieren, um nicht in Verruf zu kommen, während Jungen am besten so schnell wie möglich ihre Unschuld verlieren sollten, um genug Erfahrungen sammeln zu können, sind veraltete und heutzutage sexistische Ansichten. Sie können für die sexuelle Entwicklung der Jugendlichen sehr schädlich sein. Deshalb ist es notwendig, die gesellschaftlichen Regeln bezüglich des Verlierens der Unschuld so zu formulieren, dass sie den Jugendlichen als Unterstützung dienen können und von ihnen nicht als zusätzliche Bürde wahrgenommen werden.
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