Über Vergewaltigung in der Ehe spricht man nicht!
Wie ungewöhnlich es auch klingen mag, Vergewaltigung in der Ehe kommt nicht selten vor, es trauen sich jedoch nur wenige darüber zu reden!
Vergewaltigung in der Ehe wird oft verschwiegen. (PhotoXpress)
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Was gilt als Vergewaltigung in der Ehe?
Von Vergewaltigung in der Ehe spricht man, wenn jemand irgendeine sexuelle Handlung gegen den Willen seines Ehepartners vornimmt, wobei er eventuell auch Gewalt anwendet, ihn einschüchtert, ihm droht oder die Möglichkeit nimmt, seine Wünsche zu äußern. Zu solchen sexuellen Handlungen gehören Vaginal-, Anal- und Oralsex, unfreiwilliger Sex mit anderen Personen oder andere sexuelle Handlungen egal welcher Art, die das Opfer als erniedrigend, schmerzhaft oder ungewollt empfindet.
Warum ist es schwer, die Vergewaltigung in der Ehe als solche wahrzunehmen?
Viele Frauen, die Opfer von Vergewaltigung in der Ehe werden, können diese Gewalttat nur schwer als solche wahrnehmen. Warum? Weil in der Vergangenheit lange die Ansicht vertreten wurde, dass der Mann nach der Eheschließung das Recht dazu hat, von seiner Ehefrau Sex zu verlangen. Die vergewaltigte Ehefrau ist oft unsicher, ob das überhaupt als eine Vergewaltigung angesehen werden kann, da der Täter ihr Ehemann ist und kein Unbekannter, also jemand, dem sie am Hochzeitstag auch ihren Körper versprach. Vergewaltigung in der Ehe gebe es in dieser Hinsicht also nicht. Experten, die sich mit diesem Thema näher beschäftigen, fanden heraus, dass Ehefrauen sexuelle Gewalt ihres Mannes oft entschuldigen bzw. leugnen wollen, und sie darum nach verschiedenen Erklärungen und Ursachen suchen, die auch religiöser Natur sein können. Sie wissen jedoch ganz genau, dass sie von einer Person, die sie geliebt und ihr vertraut haben, verraten wurden. Wie bei jeder Vergewaltigung kommt es auch bei der Vergewaltigung in der Ehe zum psychischen Missbrauch, der mit dem körperlichen Hand in Hand geht. Die Vergewaltigung in der Ehe hinterlässt die gleichen psychischen Traumata wie die Vergewaltigung durch einen Unbekannten, nur mit dem Unterschied, dass im ersten Fall sogar eine größere Gefahr einer erneuten Gewalttat besteht.
Welche Handlungen können als Vergewaltigung bezeichnet werden?
Ganz einfach gesagt, können alle sexuellen Handlungen, die gegen den Willen des Opfers vorgenommen werden, als Vergewaltigung bezeichnet werden. Es muss also nicht unbedingt unfreiwilliger Vaginal-, Anal- oder Oralsex sein, damit ein sexueller Übergriff als eine Vergewaltigung angesehen wird, es genügt schon ungewolltes Streicheln oder Massieren der Genitalien. Ein Mann kann auch durch verbale Gewalt oder Drohungen, dass er eine andere Frau finden wird, die seine Bedürfnisse besser befriedigt als seine Ehefrau, Sex erzwingen. Zur Vergewaltigung in der Ehe kommt es oft unter Einfluss von Alkohol. Von einer extremen Form von Vergewaltigung in der Ehe sprechen wir, wenn jemand seinen Ehepartner anderen Menschen zu sexueller Verfügung anbietet. Das grenzt schon fast an Zuhälterei.
Studien und Fakten über die Vergewaltigung in der Ehe
Diana E. H. Russell, eine in Südafrika geborene Feministin, Schriftstellerin und Aktivistin, hat in ihrer Studie zufällig 900 Amerikanerinnen ausgewählt und festgestellt, dass ganze 8 % von ihrem Mann vergewaltigt wurden. Heute liegt der Prozentsatz der vergewaltigten Frauen in Amerika zwischen 10 % und 14 %. In der amerikanischen Verfassung war die Problematik der Vergewaltigung in der Ehe bis zum Jahr 1976 mit keinem Wort erwähnt. Heute ist Vergewaltigung in der Ehe in allen fünfzig Bundesstaaten verboten. In England und Wales wurde das Verbot erst im Jahr 1991 rechtskräftig gültig, einige Menschen waren jedoch auch dann noch der Meinung, dass ein Mann seine Ehefrau gar nicht vergewaltigen kann, da die Institution der Ehe auf beiderseitigen Einverständnis gründet. Die Vergewaltigung in der Ehe kann mit der Vergewaltigung durch einen Unbekannten verglichen werden, deswegen wird sie in Deutschland auch dementsprechend aufgefasst. Der Täter muss mit einer Freiheitsstrafe rechnen.
Aus der Biographie von Tina Turner
Der Film "What's Love Got to Do with It" bzw. "Was hat Liebe damit zu tun?" schildert das Leben der berühmten Rocksängerin Tina Turner. Falls Sie den Film gesehen haben sollten, können Sie sich bestimmt an die Szene erinnern, als ihr damaliger Ehemann Ike Turner sie während der Aufnahmen zu einem neuen Song gewaltsam nimmt. Neben der Tatsache, dass ihr Leben auf Schritt und Tritt von Gewalt geprägt wurde solange sie mit Ike verheiratet war, hat die erwähnte Szene vielen Zuschauern schockiert. Tina Turner gilt noch heute als eine der einflussreichsten Kämpferinnen gegen die Vergewaltigung in der Ehe.
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