Haben sie schon von "Polyamory" gehört?

Können sie sich vorstellen vier Ehefrauen mit fünf anderen Männern zu teilen und zusammen zehn Kinder aufzuziehen? Das Phänomen heißt Polyamory.

Was ist Polyamory?

Polyamory ist eine Neuprägung aus den Wörtern poly und amor, also auf Deutsch „Mehrliebe“. Polyamory bezeichnet eine Partnerschaft, die aus mehr als zwei Personen besteht. Von Polygamie unterscheidet sie sich dadurch, dass es sich dabei nicht zwingend um eine Ehe von einem Mann mit mehreren Frauen oder umgekehrt handelt, sondern es handelt sich dabei in erster Linie um eine Abmachung. Das revolutionäre bei der Polyamory ist der Umstand, dass der Hauptakzent auf der klaren Definierung der Beziehungen liegt. Eine solche Polyamory-Gemeinschaft besteht aus mehreren Personen, die sich freiwillig für ein Leben mit mehreren Partnern entschieden haben. Einige Paare sind verheiratet, einige nicht, einige leben so, als ob sie verheiratet wären, einige leben ihre Sexualität frei aus. Das alles hört sich für Sie wie eine Ausrede für wilden und schmutzigen Gruppensex an?

Für welche Werte setzt sich Polyamory ein?

Sie irren sich. Um eine solche Beziehung aufzubauen, bedarf es an reifen und erwachsenen Personen, die über ein hohes Maß an Toleranz, Verständnis und Mut verfügen. Polyamory basiert auf Werten wie Treue, Ehrlichkeit, Achtung, gegenseitiges Verständnis, Kommunikation und vor allem die Nicht-Inbesitznahme. Polyamory strebt demnach nach denselben Werten wie die Monogamie. Sehr wichtig erscheint mir an dieser Stelle der letzte Punkt, die Possessivität, die jede Beziehung und jede Liebe wie Krebs von innen auffrisst. Es ist schwer seinen Partner nicht besitzen zu wollen, ihm seine Freiheiten lassen und nur bedingungslose Liebe zu geben. Während selbstlose Liebe die Grundbedingung für das Leben in einer Polyamory-Gemeinschaft ist, sind diese Menschen vor allem pragmatisch.

Wie funktioniert Polyamory in der Praxis?

Polyamory bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Wenn es Streit gibt, kann immer eine zweite Meinung eingeholt werden oder jemand fungiert als Vermittler. Mehr Familienmitglieder bieten eine größere emotionale Unterstützung, mehr Wissen und verschiedene Kenntnisse und somit ein abwechslungsreicheres Leben. Eltern können bei der Kindererziehung von anderen Familienmitgliedern unterstützt werden. Die Lebenskosten werden drastisch gesenkt und die finanzielle Stabilität wird größer. Um vom Sex gar nicht zu sprechen. Das heißt natürlich nicht, dass in einer solchen Gemeinschaft jeder mit jedem schläft, so was ist eigentlich eher die Ausnahme. Gleich wie monogame Beziehungen, basieren Polyamory-Gemeinschaften nicht auf körperlicher Anziehungskraft, sondern es sind Gemeinschaften von Menschen, die sich einfach verstehen und zusammen leben wollen.