Was ist heilige Prostitution?
Heilige Prostitution kannte man in der Antike, es gibt sie jedoch auch noch heute. Wir stellen Ihnen die heilige Prostitution vor!
Lernen Sie das Phänomen heilige Prostitution kennen. (PhotoXpress)
In vielen Religionen gehört zu den wichtigsten Schöpfungselementen die Vereinigung zwischen Gott und Göttin im heiligen Akt der Liebe. Manchmal werden durch die Vereinigung eine neue Welt oder zumindest der Frühling und die Fruchtbarkeit geschaffen. Für den Menschen, der sich schon seit jeher um die göttlichen Mächte bemüht, stellt der heilige Akt der Liebe etwas dar, was es sich nachzuahmen lohnt. Insbesondere von Ackerbau treibenden Kulturen, in denen Göttinnen der Fruchtbarkeit für die jährliche Ankunft des Frühlings und eine gute Ernte verantwortlich sind. Von heiliger Prostitution, der sexuellen Vereinigung zwischen Mann und Frau, bei der die Frau die Rolle der Göttin übernimmt oder in ihrem Namen handelt, ist auch oft die Rede, wenn Könige oder geistliche Führer die Rolle des von Gott Auserwählten übernehmen. Die menschliche Sexualität wurde in den antiken Religionen als heilig angesehen, davon zeugen auch Lieder aus der Bibel, in denen die Beziehung zwischen Mann und Frau vom Werben bis zum Geschlechtsverkehr beschrieben ist.
Heilige Prostitution im Mesopotamien
Herodot, griechischer Geschichtsschreiber, beschrieb in seinem Werk Historien die mesopotamischen Tempelrituale der heiligen Prostitution. Der mesopotamischen Religion zufolge musste jede Frau zeit ihres Lebens einmal den Tempel der Liebesgöttin aufsuchen, wo sie warten musste, damit sie von einem zufällig vorbeikommenden Mann für den heiligen Geschlechtsverkehr gewählt werden. Der Mann musste eine beliebige Geldsumme in den Schoß der Frau legen, worauf sie vor dem Tempel den Geschlechtsverkehr vollzogen. Keine Frau, ungeachtet ihres Reichtums und gesellschaftlicher Wichtigkeit, wurde von diesem Ritual ausgenommen. Außerdem durfte sie keinen Werber ablehnen, weil das Geld, nachdem der Mann eine Frau gewählt hat, heilig war, wodurch eine Ablehnung zur Sünde wurde. Schöne Frauen konnten ihre Pflicht schnell erfüllen, während manche Frauen auch bis zu drei oder vier Jahre vor dem Tempel warteten. Natürlich zeugt Herodots Beschreibung dieser „abfälligen Gewohnheit“ der heiligen Prostitution nicht gerade von vorbildlicher Objektivität, da Reiseberichte, die "barbarische Völker" beschreiben, meistens nicht für ihre Unbefangenheit bekannt sind.
Antike Priesterinnen und die heilige Prostitution
In vielen Religionen des antiken eurasischen Raumes kannte man die heilige Prostitution. Im Gilgameschepos, einer der ältesten überlieferten literarischen Dichtungen, musste eine Priesterin sechs Tage und sieben Nächte ununterbrochen Geschlechtsverkehr haben, um die Götter zu beruhigen. Und auch in der hebräischen Version der Bibel werden Tempelpriesterinnen beschrieben, die die heilige Prostitution ausübten.
Im antiken Sumer hatten Priesterinnen eine besondere Rolle, die den männlichen Priestern ebenbürtig war. Ihre Aufgabe war es, die Initiation der Priester und Könige in ihr Amt mit dem heiligen Ritus Hieros gamos – die symbolische Darstellung der Vermählung von Gott und Göttin mithilfe der sexuellen Vereinigung – vollziehen.
Moderne heilige Prostitution
Unterschiedliche Kulte, die in der westlichen Welt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufkeimten, was der Geschlechtsverkehr ein wichtiges Element des Glaubens, der religiösen Praxis und der Erwerbung neuer Mitglieder. Einen solchen Kult gründete auch Mary Ellen Tracy, sie benannte ihn Church of the Most High Goddess und bekleidete das Amt der Hohepriesterin. Der Geschlechtsverkehr stand im Mittelpunkt des Kultes, wodurch es im Jahr 1989 zu einer Hausdurchsuchung seitens der Polizei und einer Anklage wegen Prostitution kam.
Als der Medienrummel um Mary Ellen Tracy nach ihrer Verurteilung am größten war, sagte sie aus, dass sie als Hohepriesterin und heilige Prostituierte mit 2.779 Männern vaginalen und mit über 4.000 Männern sowie mehreren Hundert Frauen oralen Geschlechtsverkehr hatte.
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