Seitensprung - es gibt gute Gründe

affairencoach: klingt alles logisch und vielleicht werde ich an deine Worte zurückdenken, wenn ich dieses Lebensalter erreicht habe, doch zurzeit ist mein Vertrauen in die romantische Liebe zu zweit, die alle Probleme zu lösen in der Lage ist, unerschütterlich.

Lili79: grundsätzlich gebe ich dir durchaus recht, es wäre allemale besser, sich zuammenzusetzen und das zu klären. Aber was meinen konkreten Fall angeht scheint mir deine Sichtweise auf "alte" Bezeihung etwas verklärt. Was die Partner in "alten" Beziehungen verbindet ist viel komplexer als schlichtweg "Liebe". Dieses Gefühl verändert sich mit den Jahren, das ist ein ganz normaler Prozess. Die erotische Attraktion geht in vielen Fällen stark zurück und ist auch oft kaum zu beleben, dennoch schätzt man, mag man und auf eine (andere) Weise liebt den festen Partner durchaus noch, fühlt sich aber als Mann/Fraz nicht mehr so gefragt und verkümmert regelrecht. Das ist innerhalb der Beziehung oft nicht mehr aufzufangen. Für viele ist das kein Grund sich zu trennen, aber durchaus ein Grund, sich als attraktiver Sexualpartner anderweitig umzuschauen. Und ein Mann (auch eine Frau natürlich) in den 40ern oder 50ern fühlt sich noch attraktiv und möchte begehrt sein. Kein Grund so etwas dem Partner zu beichten, finde ich.

All die guten Gründe, die für einen Seitensprung sprechen, sprechen gleichzeitig auch dafür, sich mit dem Partner hinzusetzen, und das Problem direkt anzusprechen (und zwar vor dem Seitensprung!). Denn wenn ein Problem unlösbar ist, wieso hat es dann auch noch Sinn, auf einer Beziehung zu beharren.
So verstehe ich z. B. den verheirateten Mann, mit dem du 2 Jahre zusammenwarst, nicht. Wieso in einer unglücklichen Beziehung vegetieren, wenn es auch anders geht. Denn seine Affäre (mag sie auch geheim gewesen sein), äußerste sich bestimmt negativ auf seine Ehe, denn er konnte seiner Frau nicht das geben, was er dir gegeben hat - zumindest nicht im gleichen Maße. in diesem Sinne hat er sie doch zumindest teilweise schon unglücklich gemacht, oder nicht?

Was spricht deiner Meinung nach dagegen, den Seitensprung zu beichten? vielleicht postest du deine Antwort im Forum?

Die Radikaleinstellung, eine Beziehung lieber aufzulösen,als sein "Heil" in einem Seitensprung zu suchen ist eherenwert und verständlich. Die Erfahrungen, die ich in meinem Leben gesammelt habe, haben zumindest mir gezeigt, dass die Wirklichkeit oft viel komplexer ist und sich nicht in ja/nein-Kategorien lösen läßt. Ich selbst war vor langer Zeit zwei Jahre lang mit einem verheirateten Mann liiert. Er steckte in einer klassischen Langzeitehe, 25 Jahre verheiratet, zwei erwachsene Kinder, großes Haus, Frau Hausfrau. Dieser Mann war seit Jahren zu Hause sexuell auf annähernd null gedreht und war sehr attraktiv und mein bisher bester Liebhaber. Seine Beziehung aufzukündigen hätte mind. 4 Menschen totunglücklich gemacht und eine Katastrophe heraufbeschworen. Wir haben es geheimgehalten und zwei wunderbare Jahre gehabt. Er lebt noch heute bei seiner Frau,die nie etwas erfahren hat, ist mittlerweile weit in den 50ern und glaube mir, ich - und er auch- sind beide sehr froh darüber, dass wir das so gemacht haben. Für ihn war es die Möglichkeit, sich als Mann auszuleben ohne seine Familie zu zerstören und ohne sich selbst unglücklich zu machen und ich finde, dieses Recht hat jeder. Worin ich Dir aber Recht geben würde ist, dass ein Seitensprung eine ultima ratio sein sollte und keinesfalls leichtfertig zu tun ist.