Wieso setzt der Pubertätsbeginn immer früher ein?
Der Pubertätsbeginn setzt häufig schon vor dem 10. Lebensjahr der Mädchen ein. Die Gründe für den frühen Pubertätsbeginn bleiben jedoch ungeklärt.
Der Pubertätsbeginn setzt heute noch früher als vor 15 Jahren ein. (PhotoXpress)
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Der Pubertätsbeginn durch die Jahrhunderte
Es konnte beobachtet werden, dass der Pubertätsbeginn schon seit einigen Jahren immer früher einsetzt. Im 19. Jahrhundert sprach man vom Pubertätsbeginn bei Jungen mit 17 Jahren und bei Mädchen mit 15 Jahren. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts verschob sich die Altersgrenze um 3 Jahre vor. Die letzte Studie, mit der der Pubertätsbeginn der Jugendlichen heutzutage gemessen wurde, wurde 2006 in Dänemark durchgeführt, wo die Wissenschaftler herausgefunden haben, dass die Brustentwicklung bei Mädchen schon mit 9 Jahren und 10 Monaten einsetzt. Im Jahr 1991 lag die Grenze noch bei fast 11 Jahren. Der Trend des frühen Pubertätsbeginns soll für ganz Europa gelten, ähnliche Erkenntnisse kommen auch aus den USA.
"Es ist Besorgnis erregend, dass sich der Pubertätsbeginn in nur 15 Jahren dermaßen verschoben hat", erklärt Dr. Anders Juul von der Universitätsklinik in Kopenhagen. "Mädchen, die schneller geschlechtsreif werden, werden zu früh mit Teenagerproblemen konfrontiert, denen sie noch nicht gewachsen sind. Außerdem sind sie aufgrund des frühen Pubertätsbeginns später anfälliger für unterschiedliche Krankheiten." Ein früher Pubertätsbeginn bedeutet ein längeres Ausgesetztsein von Östrogen, wodurch das Risiko von Brustkrebs und Herzerkrankungen erhöht werden.
Die Ursachen für den frühen Pubertätsbeginn bislang ungeklärt
Das schnellere Heranwachsen von Jungen und Mädchen ist ein Alarmsignal, welchem Wissenschaftler so schnell wie möglich auf den Grund kommen möchten. "Die Studienergebnisse sind ein klares Zeichen, dass unsere Kinder durch irgendetwas beeinflusst werden, sei es durch die schlechte Ernährung, Chemikalien aus dem Umfeld oder dem Mangel an körperlichen Aktivitäten", sagte Juul. Für die Störungen in der geschlechtlichen Entwicklung sollen die zahlreichen künstlich produzierten Chemikalien schuld sein, vor allem Bisphenol A, welches uns in Form von Dosen und Babyflaschen in unserem Alltag begleitet. Aus diesem Grund versucht das Forscherteam um Dr. Juul, eine direkte Verbindung zwischen dem frühen Pubertätsbeginn und Bisphenol A zu bestätigen.
Die Ernährungsgewohnheiten sind der zweite Faktor, die der Auslöser des frühen Pubertätsbeginns sein könnten. Kinder nehmen heutzutage größere mengen an Nahrung zu sich als frühere Generationen, wobei rotes Fleisch den größten Anteil ihres Speiseplans ausmacht. Unlängst konnte nämlich eine Verbindung zwischen dem frühen Pubertätsbeginn und Fleisch festgestellt werden. Fast die Hälfte der Mädchen, die 12 Mal in der Woche Fleisch zu sich nahmen, erlebte ihren Pubertätsbeginn vor dem 12. Lebensjahr, wogegen dieser Anteil bei Mädchen, die 4 Mal in der Woche Fleisch aßen, nur bei einem Drittel lag.
Der Pubertätsbeginn bedeutet eine große Belastung vor allem für die Mädchen
Dr. Richard Sharpe von der Universität in Edinburgh erklärte, dass der (zu) frühe Pubertätsbeginn durch eine steigende Anzahl an Studien bestätigt werden konnte, davon betroffen sind auch Jungen. Schulchöre berichten schon seit Längerem von Jungen, die sich schon mit 12 oder 13 Jahren im Stimmwechsel befinden. Andererseits trifft es Mädchen in der heutigen sexuell orientierten Gesellschaft am härtesten.
"Es ist schon sowieso sehr schwer, mit den hormonellen Veränderungen im reifen Teenageralter umzugehen, mit 10 oder 11 Jahren ist es umso schwieriger", schloss sich Dr. Richard Stanhope Sharps Meinung an. "Diese Kinder sind einer größeren Gefahr ausgesetzt, sexuell belästigt zu werden, da manche Erwachsenen ihre Zeichen des Heranwachsens falsch interpretieren und sich den Teenagern gegenüber unangemessen verhalten."
Mädchen, die früh geschlechtsreif werden, sind Gelächter und sexueller Belästigung in der Schule stärker ausgesetzt. "Schon mit 9 Jahren musste ich einen BH tragen und meine Regel vortäuschen, damit ich vom Sportunterricht entschuldigt wurde", erklärte ein junges Mädchen, das unbekannt bleiben möchte. "Das Schlimmste war jedoch, das ich in den Augen einiger Männer als Erwachsene galt, obwohl ich erst 11 Jahre alt war."
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